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Das Nobels-Friedenszentrum in Oslo. Foto: Johannes Granseth / Nobel Peace Center.Das Nobels-Friedenszentrum in Oslo. Foto: Johannes Granseth / Nobel Peace Center

Carl von Ossietzky-Ausstellung im Nobels-Friedenszentrum

Letzte Aktualisierung: 30.05.2016 // Am 9. Juni eröffnet im Osloer Nobels-Friedenszentrum die Ausstellung „Der gefährliche Preis“ über den deutschen Journalisten, Redakteur und Pazifisten Carl von Ossietzky und den Friedensnobelpreis, der Europa erschütterte.


Umstrittene Ehrung

Der Friedensnobelpreis von 1935 ist einer der umstrittensten in seiner Geschichte. Doch die Ehrung des deutschen Journalisten und Redakteurs Carl von Ossietzky gilt der Nachwelt als eine der wichtigsten – und richtigsten – Entscheidungen des Komitees. Der Friedensnobelpreis, der vor 80 Jahren, mit einem Jahr Verspätung verliehen wurde, ging an den unerschrockenen Pazifisten, der die Welt vor Deutschlands unrechtmäßiger Aufrüstung vor Beginn des Zweiten Weltkrieges gewarnt hat.

Die Ehrung Ossietzkys mit dem Friedensnobelpreis war gefährlich. Zum ersten Mal ging der Friedensnobelpreis an einen Regimekritiker, der wegen Landesverrats verurteil war. Ossietzky stellte mit nicht weniger als 86 Nominierungen und 500 Unterschriften einen Nominierungsrekord auf. Albert Einstein war einer der vielen, die ein Empfehlungsschreiben für Ossietzky an das Nobelkomitee sendeten. Doch der Widerstand gegen die Preisvergabe war ebenfalls groß. Innerhalb des Nobelkomitees bestand Uneinigkeit, und zwei der Mitglieder zogen sich aus Furcht vor Reaktionen aus Deutschland aus dem Komitee zurück. Die norwegische Königsfamilie entschied, der Verleihungszeremonie fernzubleiben. In der norwegischen und internationalen Presse tobten heftige Debatten über die Verleihung. Die norwegische Tageszeitung Aftenposten nannte sie „eine sehr große Fehleinschätzung“. Knut Hamsun wendete sich massiv gegen die Preisvergabe, während Sigrid Undset bei Autorenkollegen um Unterstützung für Ossietzky warb. In Deutschland hatten die Nationalsozialisten die Verleihung des Friedensnobelpreises an einen „Landesverräter“ bereits befürchtet, und Hitler war von dieser Nachricht so empört, dass er allen Deutschen in Zukunft die Annahme eines Nobelpreises verbot. 

Ossietzky selbst bezahlte einen hohen Preis für seine öffentlichen Äußerungen, doch noch als er, verurteilt wegen Landesverrats, ins Gefängnis kam, sagte er: „Ich beuge mich nicht, ich demonstriere.“

Der Journalist, Redakteur und Pazifist Carl von Ossietzky. Foto: © BIS, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.Der Journalist, Redakteur und Pazifist Carl von Ossietzky. Foto: © BIS, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.
 

Deutsch-norwegisches Ausstellungsprojekt

In der Ausstellung Den farlige prisen – Der gefährliche Preis wirft das Nobel-Friedenszentrum einen Blick hinter die Kulissen der Preisvergabe und wirft ein neues Licht auf Ossietzkys Leben und auf die Arbeit des Nobelkomitees. In Zusammenarbeit mit der Universität Oldenburg und dem Norwegischen Nobelinstitut werden Originaldokumente aus dem Archiv gezeigt, außerdem auch das Nobeldiplom und die Medaille, die Ossietzky selbst niemals entgegennehmen konnte. Er lag mit Tuberkulose, mit der er sich im Konzentrationslager infiziert hatte, im Krankenhaus. Die Nationalsozialisten verweigerten ihm die Genehmigung, zur Preisverleihung nach Oslo zu reisen.

„Carl von Ossietzky war einer der bedeutendsten Whistleblower der Geschichte. Er kämpfte und starb für das Recht auf freie Meinungsäußerung und für den Frieden. Er ist noch immer inspirierend für viele Menschen, doch obwohl das Recht auf freie Meinungsäußerung heute ein hochbrisantes Thema ist, gerät Ossietzky langsam in Vergessenheit. Mit dieser Ausstellung wollen wir ihm den Platz in der Reihe der ikonischen Preisträger zuweisen, den er verdient hat, und dazu beitragen, dass seine Geschichte weiterlebt“, so die Direktorin des Nobel-Friedenszentrums Liv Tørres.

Ossietzkys wichtigstes Sprachrohr war die Wochenzeitschrift Die Weltbühne. Der größte Ausstellungsraum des Nobel-Friedenszentrums wird deshalb zu einer Bühne im Stil der Weimarer Republik umgebaut. Die Besucher werden auf ihrem Weg durch die Ausstellung an ihre eigene Rolle im Kampf für die Meinungsfreiheit erinnert, und sie haben an einer der Ausstellungsstationen die Möglichkeit, Menschen zu unterstützen, die in unserer gegenwärtigen Zeit ihre Stimme warnend erheben und für die Meinungsfreiheit kämpfen.

Die Ausstellung Den farlige Prisen – Der gefährliche Preis wird am 9. Juni 2016 um 17 Uhr eröffnet. Am selben Abend wird das Kunstwerk Unknown Numbers eingeweiht, eine Ehrung der Helden der Meinungsfreiheit. Das Gemälde wird direkt auf die Friedenswand vor dem Nobel-Friedenszentrum gemalt.

 

Foto: © BIS, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.Foto: © BIS, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.
 

Das Nobels-Friedenszentrum in Oslo
Das Nobels-Friedenszentrum ist eine unabhängige Stiftung, die in permanenten und wechselnden Ausstellungen, Filmen, Vorträgen und Konferenzen über Alfred Nobel, die Gewinner des Friedensnobelpreises und deren Arbeit informiert. Außerdem wird über aktuelle Konfliktherde und den Einsatz für den Frieden informiert. Dadurch werden Besucher aus aller Welt – jährlich mehr als 225.000 – zu Reflexion, Debatte und Engagement eingeladen. Es gibt auch ein Café und einen Geschenkeladen.  

 

Weitere Informationen unter https://www.nobelpeacecenter.org/en/ 

 

Text: Nobel-Friedenszentrum & Kgl. Norwegische Botschaft in Berlin