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Datum::  Freitag, 31. August 2012 22:00 - 23:30
Ort:: Rheingau Musik Festival, Wiesbaden

Vilde Frang auf dem Rheingau Musik Festival

Foto: www.vildefrang.com.Foto: www.vildefrang.com

"Das Wunder Vilde"; "Die wilde Vilde"; "Die Virtuosin Vilde" – es sprießen die Wortspiele zu dem Namen der jungen, renommierten Violinistin, die jetzt ihre dritte CD in Deutschland veröffentlicht. Zusätzlich zu dem bekannten Violinkonzert Op. 35 von Tschaikowsky bietet Vilde Frang hier auch einen von ihr selbst als «exotisch» bezeichneten Beitrag des dänischen Komponisten Carl Nielsen dar.

Die internationale Begeisterung für die junge norwegische Violinistin ist seit sie als 12-Jährige von Mariss Jansons zu einem Auftritt mit den Osloer Philharmonikern eingeladen wurde, stetig gestiegen. 2010 wurde sie als EMIs Young Artist of the Year vorgestellt und in diesem Jahr hat sie die prestigeträchtige Ernennung zum Crédit Suisse Young Artist Award erhalten, welche ihr die Möglichkeit bietet, mit den Wiener Philharmonikern und Bernard Haitink beim Lucerne Festival aufzutreten.

Für ihre zweite CD mit Violinkonzerten von Edvard Grieg, Béla Bartók und Richard Strauss wurde sie 2011 mit dem deutschen Musikpreis ECHO Klassik für Beste Nachwuchskünstlerin geehrt. Für Vilde Frang war dies eine große Anerkennung für ein Album, das für sie auch persönlich sehr wichtig war. Das erzählt sie in einem Interview mit der Botschaft.

Tschaikowsky als Einstieg

Gemeinsam mit dem dänischen DR SymfoniOrkester spielt Vilde Frang Tschaikowsky und Nielsen auf ihrer letzten CD, die am 1. Juni 2012 in Deutschland veröffentlicht wurde. Die Brücke zwischen hoch emotionaler Spätromantik und entfesselter Frühmoderne ist Vilde Frangs Welt. Tschaikowskys von slawischer Seele geprägtes Konzert zählt zu den Schlachtrössern des 19. Jahrhunderts und ist Pflicht-Repertoire für jeden international renommierten Solisten.

Doch Nielsens weit seltener gespieltes Konzert von 1911 weist auf individuellere Art den Weg ins Herz der 25-jährigen Geigerin. Der dänische Komponist schrieb es in Vilde Frangs norwegischer Heimat auf den geistigen Spuren von Edvard Grieg. Hier findet Vilde Frang das herbraue Kolorit, das für diese Musik so typisch ist.

- Für mich war es ein Abenteuer, diese beiden Stücke gemeinsam aufzunehmen. Sie zeigen, wie unterschiedlich der Begriff der "Romantik" sein kann, und wie verschieden die Gefühlswelten zweier Komponisten aus unterschiedlichen Ländern sind, so Frang.
- Es freut mich, durch das berühmte Konzert Tschaikowskys einen Einstieg in die weniger bekannte Violinkonzerte Nielsens schaffen zu können.

"Made in Germany"

In Übereinstimmung mit einer Reihe anderer norwegischer Musiker, die eine internationale Karriere anstreben, hat sich auch Vilde Frang Deutschland zugewandt. Sie fühlt sich angezogen von dem Tempo, der Qualität und der kreativen Treibkraft des hiesigen Musiklebens.

- Wenn man sich als Musiker im Spiegel sehen möchte, sollte man nach Deutschland fahren, sagt Vilde Frang. Sie zog als 20-Jährige nach München, aber sie meint selbst, dass Deutschland ihre mentale Basis gewesen ist, bereits seit sie 16 war. München ist eine Metropole für klassische Musik. Hier wird Frang von einigen der weltbesten Violinenlehrer herausgefordert, und sie arbeitet mit international anerkannten Musikern zusammen.

- München zieht junge Musiker aus der ganzen Welt an und man lernt unglaublich viel über sich selbst in der Begegnung mit anderen, sagt sie.

- "Made in Germany" ist durchaus ein Qualitätsstempel – auch im Bereich der klassischen Musik, bestätigt Frang. Das Ambitionsniveau im Milieu spiegelt das musische Niveau wider, und es kann eine Herausforderung sein, den hohen Anforderungen gerecht zu werden.

- Nach Deutschland zu kommen, kann nach einem "geschützten" Dasein in Norwegen eine brutale Begegnung mit der Wirklichkeit sein, und für mich war es in keiner Weise ein leichter Übergang. Gleichzeitig habe ich, dank guter Lehrer und Unterstützung der Menschen um mich herum, eine einzigartige Möglichkeit erhalten, mich musikalisch weiter zu entwickeln. Als besonders wichtig hebt sie ihr persönliches Verhältnis zu Anne-Sophie Mutter hervor – ihrer "Mentorin, Lehrerin und guten Fee".

Weihnachten ist Weihnachten – "Jul er jul"

Am Telefon aus Taipei in Taiwan erzählt Vilde Frang weiter enthusiastisch über ihre Kindheit in Norwegen.
- Ich glaube wir sehen nicht ein, wie glücklich wir sind, sagt sie. In den Violinkasten, den sie gerade nach dem abendlichen Konzert zur Seite gestellt hat, hat sie ein Bild von Drøbak am Oslofjord geklebt.
- Das ist wie eine Nabelschnur, die ich nicht durchtrennen kann, und ich muss das Foto stets bei mir haben, sagt Frang. Ihr gefällt es, immer auf Reisen zu sein, und sie weiß nicht genau, wie viele Reisetage sie im Laufe eines Jahres hat.

- Eigentlich bin ich immer auf Reisen, aber ich sehne mich immer nach Norwegen. Meistens bin ich dort, um zu spielen, aber zu Weihnachten habe ich wenigstens Pause. In Norwegen sind meine Familie und meine Freunde, und dort wurde meine musikalische Persönlichkeit entwickelt. Ich vermisse das Gefühl von Norwegen: das Skilaufen, die Natur – ja die ganze Atmosphäre. Dort ist mein Herz. Gleichzeitig fühle ich, dass ich in Deutschland in meinem Element bin. Ich kann dort frei atmen.

Die norwegische Geigerin wurde jetzt zum zweiten Mal zu dem Rheingau Musik Festival eingeladen. Mit dem WRD Sinfonieorchester Köln unter der Leitung von Jukka-Pekka Saraste interpretiert sie Tschaikowskis berühmtes Violinkonzert D-Dur op. 35.

Das gesamte Konzert wird live im ARD-Radiofestival gesendet.

31.0.8.2012, 20 Uhr
Kurhaus Wiesbaden, Friedrich-von Thiersch-Saal.
Das Programm finden Sie hier. Rheingau Musik Festival


Text: Kgl. Norwegische Botschaft