Das Ensemble phase7 inszeniert Neither, eine einaktige, moderne Oper von Morton Feldman und Samuel Beckett. Phase7 transponiert sie mithilfe der Wellenfeldsynthese in die heutige Zeit. Die norwegische Sopranistin Eir Inderhaug singt als menschliches Gegenstück zur Technologie, begleitet von einem virtuellen Orchester, bestehend aus 72 Lautsprechern und hochmoderner 3D-Audiotechnologie.
Phase7 ist ein Ensemble, das bereits viele bahnbrechende Aufführungen möglich gemacht hat. Der Schwerpunkt der Gruppe liegt auf Performancekunst und Kunst im öffentlichen Raum. Vom Projekt Stavanger2008 wurden sie engagiert, um die Abschlusszeremonie in der Kulturhauptstadt Europas 2008 zu gestalten. Auch in Berlin hat phase7 große Freilichtprojekte durchgeführt. Für die Oper Neither hat die Gruppe nun die norwegische Opernsängerin Eir Inderhaug als Solistin engagiert.
Neither: eine Oper, die keine ist.
Für Regisseur Sven Sören Beyer liegt die Faszination für diese Oper in der Abstinenz von Handlung. Es ist eine Oper, die einen einzigen Zustand beschreibt.Feldman und Beckett haben ganz bewusst auf eine Handlung verzichtet und damit quasi eine Anti-Oper geschrieben. Als Regisseur ist „Neither“ in seinen Augen die logische Fortführung seiner Arbeit, da er oft installativ arbeitet und Neither Musiktheater ist, das diese Art von Installation zulässt. Der Hintergrund der Inszenierung ist der Wunsch des Regisseurs Sven Sören Beyer Neither als zeitgeschichtliches Phänomen zu erfassen. „Sie ist ein Stück Zeitgeschichte, deren Wirkung bis heute ausstrahlt. Beckett beschreibt einen Zustand des Taumelns, des Dazwischen, des „Neither“, der einer virtuellen Existenz ähnelt. Heute ist das virtuelle Leben mit unseren digitalen Welten Teil unserer alltäglichen Realität.“
Die Sopranistin kommt aus Stavanger und erhielt ihre musikalische Ausbildung am Musikkonservatorium in Rogaland, an der Opera Akademiet in Kopenhagen und in der Solistenklasse am Königlich Dänischen Musikkonservatorium. Ihre Karriere begann schon früh, als sie im Jahre 1991 in der Fernsehsendung Talentiaden, einer Talentshow des norwegischen Senders NRK, den ersten Preis gewann. Sie hat bereits mit etlichen norwegischen Sinfonieorchestern gesungen. Ihr Debüt auf der internationalen Bühne hatte sie 1999 als Barbarina in der Oper Die Hochzeit des Figaro in Kopenhagen. In der Saison 2002/2003 hatte sie ein festes Engagement an der Oper in Nürnberg und von 2003 bis 2005 an der Deutschen Oper am Rhein. Sie kehrt regelmäßig für Engagements nach Deutschland zurück und hat sich besonders in Deutschland und Skandinavien einen Namen gemacht.
„Zu einem virtuellen Orchester zu singen ist vollkommen anders als in einer realen Orchester Situation. Dadurch, dass das System jedes Mal absolut exakt und gleich spielt, entsteht eine ganz neue Form von Verlässlichkeit bei der Aufführung.Während der Proben habe ich festgestellt, dass ich mich normalerweise bei der Arbeit mit einem realen Orchester stark an visuellen Reizen orientiere, beispielsweise das Einatmen eines Flötisten. Die Herausforderung bei der Arbeit mit einem virtuellen Orchester ist, sich nur klanglich orientieren zu können. Ich lerne dabei, mich allein auf mein Gehör zu verlassen.“ (Eir Inderhaug über die Arbeit mit Phase7 und dem virtuellen Orchester)
TERMINE:
Radialsystem Berlin
12., 13. u. 15. Juli 2012, 20 Uhr