Im Rahmen der Skandinavischen Filmtage können Sie in Bonn zwischen dem 6. und dem 14. Mai die norwegischen Filme "Max Manus, "Troubled Water", "Der Mann, der Yngve Liebte" und "Nord" sehen.
8. Mai 2010 um 18.30 Uhr: Max Manus
Dänemark/Deutschland/Norwegen 2008; OmU; 118 Min – Regie: Espen Sandberg/Joachim Rønning; Drehbuch: Thomas Nordseth-Tiller; Cast: Aksel Hennie, Agnes Kittelsen, Nicolai Cleve Broch, Ken Duken
Foto: Max Manus
Gerade vom finnischen Winterkrieg zurückgekehrt, findet sich der Globetrotter Max Manus in seiner von Nazis besetzten Heimat wieder. Die schnelle Kapitulation Norwegens empfindet er als Demütigung und er schließt sich einer losen Untergrundvereinigung junger Männer ohne militärische Erfahrung an. Fortan planen die Widerständler Sabotage-Akte in und um Oslo. Nach einem schottischen Ausbildungscamp und mit dem Segen des norwegischen Königs werden Manus, sein Freund Gregers und andere Rebellen der „Oslo-Gang“ aggressiver - und ziehen damit den Zorn des Gestapo-Offiziers Siegfried Fehmer auf sich. Der beantwortet die Anschläge mit grausamen Vergeltungsaktionen und treibt die verborgenen Widersacher so Tag für Tag weiter in die Isolation. Schließlich weiß Manus nicht mehr wem er trauen kann.
Max Manus überlebte eine außergewöhnliche Guerilla-Laufbahn, der Joachim Rønning und Espen Sandberg ein filmisches Denkmal setzen. Trotz eindeutiger Sympathiezuweisung – David Norwegen und Goliath nationalsozialistisches Deutschland – verzichtet der Film auf explizite Schwarzweißmalerei. Denn so nobel die Motivation der Untergrundkämpfer auch sein mag, auch sie müssen kaltblütig Kollateralschäden in Kauf nehmen und die Gewaltspirale in Bewegung halten. In diesem Fall destilliert Drehbuchautor Thomas Nordseth-Tiller aus den autobiographischen Aufzeichnungen Manus’ ein starkes Profil. Seine Figur verzweifelt am eigenen Glück, das ihn im Gegensatz zu vielen Kameraden immer wieder entkommen lässt.
Mit sieben norwegischen Amanda Awards ging Max Manus als Beitrag um den Auslands-Oscar 2009 ins Rennen. Über ein Viertel der norwegischen Bevölkerung sah sich die historisch wahre Begebenheit bereits im Kino an.
10. Mai 2010 um 20.30 Uhr: Der Mann, der Yngve liebte
Norwegen 2008; 98 Min; OmU - Regie: Stian Kristiansen; Drehbuch/Roman: Tore Renberg; Cast: Rolf Kristian Larsen, Arthur Berning, Ida Elise Broch, Ole Christoffer Ertvåg
Foto: Mannen som elsket Yngve
Eine norwegische Kleinstadt 1989: Der 17-jährige Jarle sehnt sich nach einem aufregenderem Leben und gründet mit seinen Freunden die „Mathias Rust Band“. Eine richtige Rockband und eine richtige Freundin: Sein Leben scheint in bester Ordnung zu sein. Doch dann taucht Jarles neuer Klassenkamerad Yngve auf, der Popmusik liebt und Tennis spielt und bringt Jarles Leben mächtig durcheinander. Jarle zieht sich immer mehr zurück und riskiert nicht nur seine Beziehung zu Catherine, sondern auch seine Band, da er lieber seine Zeit mit Yngve verbringt als zu den Bandproben zu gehen.
Ein Film über das Coming-of-Age eines norwegischen Jugendlichen. Abseits von Berlin wird der Einfluss des Jahres 1989 auch auf norwegische Kleinstadtjugendliche nachgezeichnet. Ein authentischer Soundtrack ummalt die norwegische Welt überzeugend und ein kleines Highlight ist das Lied „Fittesatan Anarkikommando“ von Jarles „Mathias Rust Band“.
Wer denkt, dass nach Raus aus Åmal; Fucking Åmal (Schweden 1998) skandinavischer Film bereits alles über Jugendliche und ihre Sexualität gesagt hat, sollte sich Der Mann, der Yngve liebte in jedem Fall anschauen: Dieser Film schafft es sich ohne Klischees des Themas anzunehmen.
Im Jahr 2003 feierte Autor Tore Renberg mit dem Roman Mannen som elsket Yngve seinen Durchbruch und schrieb ebenfalls das Drehbuch zum Film, der 2008 in die skandinavischen Kinos kam. Prompt gewann der Film 2008 bei den norwegischen Amanda Awards die Preise für den „Besten Film“ und die „Beste Regie“. 2009 konnte er zum Beispiel auch den Preis für den Besten Film des Seattle Lesbian & Gay Film Festival einheimsen.
11. Mai 2010 um 19.30 Uhr: Nord
Norwegen 2009; 79 Min; OmU – Regie: Rune Denstad Langlo; Drehbuch: Erlend Loe; Cast: Anders Baasmo Christiansen, Kyrre Hellum, Marte Aunemo, Mads Sjøgård Pettersen, Celine Engebrigtsen
Foto: Filmweb
Off-Road Richtung Norden mit Jomar. 900 Kilometer will er auf seinem Schneemobil hinter sich lassen, einziger Proviant: Ein Fünf-Liter-Kanister Alkohol. Ob das gut geht? Bisher war Jomars Leben eher weniger erfolgreich: Seit ein Unfall seinen Traum von einer Sportlerkarriere zerplatzen ließ, suhlt er sich rauchend, saufend und schlafend im Selbstmitleid. Aber als er erfährt, dass er einen vierjährigen Sohn habe, bricht Jomar auf. Er zündet seinen Arbeitsplatz an und schwingt sich auf den Motorschlitten. Seine rührende und skurrile Reise Richtung Polarkreis führt ihn durch eine atemberaubende norwegische Schneelandschaft. Unterwegs begegnet er weiteren kurios-sympathischen Menschen: Da sind unter anderem ein einsames Mädchen, ein gut gelaunter Panzerfahrer oder ein Junge, der ihm sogar noch etwas über das Trinken beibringen kann.
Nord gewann auf der Filmkunstmesse Leipzig den Publikumspreis und wurde mit dem Europäischen Kritikerpreis Fipresci und dem Europa Cinemas Label als Eröffnungsfilm des Panoramas der Berlinale 2009 belohnt. Ebenfalls preisgekrönt ist Drehbuchautor Erlend Loe, der in Norwegen schon lange nicht mehr unbekannt ist, unter anderem auch wegen der Romane und Übersetzungen aus seiner Feder. Nords Hauptdarsteller Anders Baasmo Christiansen dürfte dem Bonner Publikum schon aus dem Film Buddy bekannt sein, der ihm Jahr 2007 während der Skandinavischen Filmtage Bonn gezeigt wurde. Auch mit Schauspielerin Celine Engebrigtsen gibt es ein Wiedersehen: Sie war in Die Farbe der Milch; Ikke naken (Bonn 2005) dabei.
12. Mai 2010 um 19.00 Uhr: Troubled Water
Norwegen/Schweden/Deutschland 2008; 115 Min; OmU - Regie: Erik Poppe; Drehbuch: Harald Rosenløw-Eeg; Musik: Johan Söderqvist; Cast: Pål Sverre Valheim Hagen, Trine Dyrholm, Ellen Dorrit Petersen, Fredrik Grøndahl
Foto: Troubled Water
Nach einer langen Haft kehrt Jan Thomas langsam wieder zurück ins Leben. Er soll als junger Mann ein kleines Kind getötet haben und dafür musste er büßen, obwohl er die Tat immer bestritten hat. Nun hat er die Chance unter einem anderen Namen ein neues Leben zu beginnen. Er wird Organist in einer kleinen Gemeinde und macht seine Sache außerordentlich gut. Er verliebt sich in die Pastorin Agnes und der Einstieg in ein neues Leben scheint geglückt. Doch dann taucht die Mutter des getöteten Kindes auf und erkennt ihn sofort wieder. Alte und neue Fragen werden aufgeworfen: Warum musste das Kind sterben? Kann eine alte Schuld jemals getilgt werden? Und darf ein Verbrecher, der sich am Tode eines Kindes schuldig gemacht hat wieder ein neues Leben beginnen? Dabei bleibt immer noch die Frage ob Jan Thomas wirklich der Mörder ist...
In einer eindringlichen Geschichte über die Frage von Schuld und Sühne brilliert besonders Trine Dyrholm als Mutter des ermordeten Jungen. Sie wurde für ihre Rolle in diesem Film für den norwegischen Amanda Award 2009 als beste Schauspielerin nominiert. Fans des skandinavischen Films kennen sie auch in ihrer Rolle als Hanne in In China essen sie Hunde (1999). Besonders hervorzuheben ist bei diesem Film allerdings der wunderbare Soundtrack für den Johan Söderqvist den Amanda Award 2009 für die beste Musik erhielt.
Weitere Informationen:
Skandinavische Filmtage
Quelle: Skandinavische Filmtage