Es ist wieder Zeit! Das Festival Nordischer Klang findet dieses Jahr zum 22. Mal in Greifswald statt. Der Nordische Klang lädt ein zu anregenden, kommunikativen Kulturerlebnissen. Musik, Bühnenkunst, Ausstellungen, Lesungen, Filme, Kinderprogramm und Vorträge aus den fünf Nordischen Länder aber auch aus den übrigen Ostsee-Anrainerstaaten spiegeln weite Horizonte und spannende Inspirationen aus einem modernen, weltoffenen Norden.
Das Festival bietet ein vielseitiges Kulturangebot im direkten Kontakt mit den Künstlerinnen und Künstlern, darunter bevorzugt Deutschland-Debüts. Originalität, Virtuosität, Phantasie, Live-Präsenz, Unterhaltungsappeal und Wagemut sind die Kriterien, die das Festival sich für das Programm gesetzt hat, das in ihren Veranstaltungen alle Generationen ansprechen möchte. Gleiches gilt, wenn Greifswalds nordeuropäische Partnerstädte Hamar (Norwegen), Kotka (Finnland) und Lund (Schweden) ihre Künstler vorstellen oder wenn Greifswalder Kulturschaffende sich einbringen.
Unter die teilnehmenden Künstler und Künstlerinnen gibt es vier norwegische Beiträge:
Sa., 4.5., 20:00, St. Spiritus, Indie Pop-Nacht mit Møll (N) und Tilbury (IS)
MØLL. Foto: Nordsicher Klang
Emilie Storaas (Gesang), Viljar Dyvik Sellevold (Gitarre), Tord Nilsen (Tuba) und Kim Christer Hylland (Schlagzeug) kommen aus Trondheim und definieren sich selbst unter dem Genre Indie Pop oder, um es noch genauer zu sagen, als Popjazzdronerock. Die Band hat einen energiegeladenen Sound, treibende Drums und Tuba, rockende Gitarre und Emilies rohe, packende Vocals. Ihre Stimme wurde schon verglichen mit Lykke Li, Kate Bush und Björk. Der Name «MØLL» ist norwegisch und bedeutet Motte. Und das meint die Band: MØLL ist ein höchst unattraktives Insekt, das das Licht im Schatten des Schmetterlings sucht. MØLL geht ein in die Dunkelheit der Nacht, und ganz leise verzehrt es deine Kleidung. MØLL ist anonym, aber macht sich trotzdem bemerkbar: Es fliegt dir ins Gesicht, es stürmt dein Zimmer und es ruiniert dir deine süßen Träume. Wenn alles dies stimmt, werden MØLL mit Sicherheit kein langweiliges Konzert geben.
So., 5.5., 19:30, Theater, Kitchen Baroque
Kitchen Baroque. Foto: Nordischer Klang
Gut 400 Jahre alte Barockmusik trifft auf zeitgenössische Improvisation! Links auf der Bühne sitzen sechs erfahrene Barockspezialisten mit internationalem Renommee – das Ensemble Stavanger Barokk. Auf der rechten Seite: sechs Improvisationsmusiker, ebenfalls aus Stavanger, mit Rock-, Jazz- und Klassik-Hintergrund – sie gehören zum waghalsigen Musikerkollektiv Kitchen Orchestra. In der Mitte ein Percussionist, der die Brücke zwischen beiden Stile schlägt, und ein Orchesterleiter, Nils Henrik Asheim, der die Einsätze dirigiert. Die Besetzung beruht auf adäquaten Instrumentenpaaren und dem innovativen und sehr persönlichen Stimmstil von Stine Janvin Motland, dem als Spiegelbild der wunderschöne Sopran von Elin Aase gegenübertritt.
Fr., 10.5., 21:00, St. Spiritus, White River Junction

Eine neue Band am norwegischen Americana-Himmel hat das Licht der Welt erblickt. Sie heißt White River Junction und kommt aus Greifswalds Partnerstadt Hamar. Ihre Mitglieder – Tom E. Holmlund (Gesang), Annar By und Marius Book (Gitarren), Bjørn Thomassen (Bass), Robert Schei (Schlagzeug) und Magnus Østvang (Keyboard) – sind gestandene Musiker mit tiefen Wurzeln in den verschiedenen populären US-amerikanischen Musiktraditionen.
Ein Konzert mit White River Junction: Da stellt man sich am besten eine Reise vor, eine Zugreise durch die Vereinigten Staaten. Du startest in Bakersfield, California, durchstreifst The American Heartland – Nebraska und Iowa –, machst einen kleinen Abstecher runter durch ein paar Südstaaten und fährst weiter nach Norden durch Pennsylvania, New York. Als Endstation empfängt dich White River Junction, Vermont. Und immer wieder stoppt der Choo-Choo-Train auf Unterwegsbahnhöfen. Du steigst aus, tankst Wärme, Atmosphäre und Eindrücke – und erlebst die unterschiedlichen Musikstile des großen Kontinents, Blues, Rock, Country, American Folk. Also Ticket lösen und ab geht der Zug!
Mo., 13.5., 20:00, Literaturzentrum Vorpommern, Koeppenhaus, Autorenlesung mit Pedro Carmona-Alvarez
Pedro Carmona-Alvarez. Foto: Nordischer Klang
„Er ist aus New Jersey. Sie ist aus Oslo. Sie treffen sich in New York Ende der 50er Jahre. Sie verlieben sich. Sie heiraten und ziehen nach Asbury Park. Sie bekommen zwei Mädchen, die einige Jahre später bei einem Unfall sterben. Ein Leben in Schwarz. 1967 ziehen sie nach Norwegen. Ein Jahr später bekommen sie ihre Tochter Maria.“ Und so weiter. „Das Wetter änderte sich, es wurde Sommer und so weiter“ ist ein kleiner Roman über die großen Dinge – über Liebe, Verlust, Entbehrung und Wurzellosigkeit, über das Leben in einer Tragödie und das Aufwachsen im Schatten des Todes.“ Das steht auf dem Rücken des Buches, aber traurig macht die Lektüre nicht. In Norwegen wurde der 2012 erschienene Roman von Pedro Carmona-Alvarez sehr gut von den Lesern und der Kritik aufgenommen, wobei insbesondere sein „mitreißender Stil“ (VG) und seine „poetische Erzählkunst“ (Bergensavisen) gelobt wurden.
Pedro Carmona-Alvarez wurde 1972 in La Serena, Chile, geboren. Wegen der politischen Aktivitäten seines Vaters floh die Familie nach Argentinien. Als er 12 war zogen sie nach Norwegen. 1997 debütierte er mit Lyrik. Prosa, Nachdichtungen vor allem aus dem Spanischen, und Essays folgten. Seinen Durchbruch als Romancier erlangte er mit dem großen Generationenroman Rust (2009; Rost). Die deutsche Übersetzung von Pedro Carmona-Alvarez’ Roman “Das Wetter änderte sich, es wurde Sommer und so weiter” wird zur Frankfurter Buchmesse 2013 erscheinen. Den Abend moderieren Frithjof Strauß (Nordischer Klang) und Laura Baier (Skandinavistik-Studentin an der Humboldt-Universität zu Berlin).
Text: Nordischer Klang und Kgl. Norwegische Botschaft