AUSSTELLUNG Barbro Raen Thomassen (Installationen) Ingrid Juell Moe (gewebte Bildteppiche)
Barbro Raen Thomassen
Samen ist, wie in diesem Kunstprojekt ausgedrückt wird, "leichter als Luft - stärker als der Tod", doch sind Samen, die wir in der Ausstellung sehen, groß und schwer und kaum vom Winde zu verwehen. Dies ist ein Paradox, ein vielsagendes Paradox, da es etwas über die Bedingungen von Kunst aussagt. Denn Voraussetzung dafür, dass federleichte Samen eine dauerhafte Existenz als Kunstwerk bekommen, ist ihre Inkarnation, die Annahme eines physischen Körpers - im vorliegenden Fall in schweren weißen Kalksteinen. Der amerikanische Dichter Wallace Stevens spricht von "ideas, but in things". Und genau darum dreht es sich hier. Denn Barbro Raen Thomassens Installation ist ein Beispiel für Kunst, die von einer Idee ausgeht, wo das, was wir sehen - einen quadratischen Sockel mit einer Reihe verschiedener Samen-Objekte, ein Kreisobjekt und eine Texttafel - über sich hinaus auf etwas weist, das wir nicht sehen könne. (Prof. Gunnar Danbolt)
Ingrid Juell Moe
Ihr Vater, Christopher Juell Moe (1917-1997), wurde im März 1945 durch die "Weißen Busse" des schwedischen Roten Kreuzes aus der Gefangenschaft des Konzentrationslagers Sachsenhausen gerettet. Viele Jahre später erzählte er, dass er in den Jahren als "Nacht-und-Nebel-Gefangener" in der Erinnerung an Fahrten und Wanderungen, die er in seiner Jugend im Segelboot, sowie zu Fuß und auf Skiern in den Bergen unternahm, Kraft geschöpft hat. Während des eintönigen Gefangenendaseins wiederholte er diese Reisen im Detail, und er sah jedes Seezeichen, jedes Inselchen und jeden Stein auf dem Weg vor seinem geistigen Auge. Solches Reisen in der Erinnerung hielt seinen Geist aktiv.
In Ingrid Juell Moes Teppichen werden die Erfahrungen des Vaters in Geschichten und positive Lebenskräfte verwandelt. Das wird schon deutlich in dem Teppich, der den Titel der Ausstellung gibt. Auf einem leuchtend roten Hintergrund wellt sich die Form eines grünen Teppichs. Das Rot dient dazu, optisch den Eindruck zu erwecken, dass sich der Teppich von der Wand löst, indem die visuelle Spannung durch den Gebrauch von Kontrastfarben die grüne Figur schweben lässt.
Die Metapher "Fliegender Teppich" handelt von der Fähigkeit des Menschen zu phantasieren und zu träumen; sie handelt davon, Kraft aus eigenen inneren Quellen zu schöpfen. (Dr. Jorunn Veiteberg)
Ingrid Juell Moe widmet ihren Beitrag zu dieser Aussstellung dem Internationalen Roten Kreuz.
Inselgalerie Berlin, Torstr. 207, Berlin-Mitte