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Datum:: Samstag, 3. November 2007 - Montag, 3. Dezember 2007
Kategorie:: Bildende Kunst

Dag Erik Elgin in der Galerie Opdahl

f i g u r e – Körper die ewig verschwinden überrascht als Titel von Dag Erik Elgins Ausstellung in der Galerie Opdahl Berlin. Auf den ersten Blick zeigen die Exponate eben keine erkennbare Figur, im Gegenteil: dem Betrachter begegnet ein schwarzes Quadrat, das Beispiel par excellence für abstrakte Bilder. Beim zweiten Blick wird man indessen eines schwarzen, glänzenden Liniennetzes gewahr, in dem sich der Raum teils spiegelt, teils in den schwarzen Fond zurückzieht.

Zwei scheinbar unvereinbare Grössen der Malerei stossen hier aufeinander; der absolute Nullpunkt der abstrakten Malerei, the black square, wird durch alltägliche Interventionen herausgefordert, durch vorübergehende Störungen wie Spiegelungen des Raumes, Lichtreflexe und das Spiegelbild des Betrachters.

Die Sprachphilosophie verwendet den Begriff Ereignis, um das Geschehen zu beschreiben, wo sich der Leser der mangelnden Fähigkeit eines Textes Sinn zu vermitteln bewusst wird. Wenn dem Text der Sinn schwindet, entsteht ein Vakuum im Text, und das Lesen folgt nicht mehr seiner üblichen linearen Bewegung. Stattdessen entsteht eine Vertikalität, ein tiefes, konkretes Loch im Text in den ein bisher unbekannter Figurenbegriff eingelassen ist, anders als die vertraute Silhouette der figura.

Wie der Text hat die monochrome Malerei auch ihre ursprüngliche Bedeutung verloren, kann nicht mehr an Radikalität oder an die historische Bedeutung vom Erhabenen, the sublime, anknüpfen. Trotzdem ist es immer noch möglich, Monochromie als Teil eines kritischen malerischen Repertoires zu behaupten; im Spannungsfeld zwischen schwarzen Quadrat und störendem Reflex, zwischen Spiegelbild und glänzendem Netz entsteht eine direkte Kommunikation mit Betrachter und Raum. Indem die Spiegelbilder des Betrachters und des Raumes im Bild zugelassen werden, wird die Isolation

des monochromen Bildes gebrochen; Eine paradoxe Zulassung, Einlass einer Hierarchie im nicht-hierarchischen System des Netzes. Eine Spiegelung im Gespinst, ein Ereignis zwischen Bild, Raum und Betrachter. Vorübergehend; wie Körper die ewig verschwinden.

Galerie Opdahl